Aber der Reihe nach: Joan Miró wurde 1893 in Barcelona geboren. Sein Vater überzeugte ihn zunächst davon, Buchhalter zu werden. Ein Fehler, wie sich schnell herausstellte: Denn der junge Miró wurde krank über dem ungeliebten Beruf.
Die Lösung war ein Landsitz, den die Familie kurz zuvor bei Mont-Roig del Camp an der Costa Daurada erworben hatte. Es war Liebe auf den ersten Blick: Als Miró 1911 mit 18 Jahren zum ersten Mal hierher kam, ergriff die rote Erde, nach der dieser Ort benannt ist, sofort Besitz von seinem Herz. „Hier entdeckte er seine Leidenschaft für die Kunst“, bestätigt Barba.
Jeden Sommer kam Miró fortan von Juni bis Ende September in das „Mas Miró“. Das Landgut selbst, aber auch die Umgebung wurden zu immer wiederkehrenden Bildmotiven in seinem Werk. Als er während eines Aufenthalts in Paris in seiner Arbeit nicht weiterkam, ließ er sich aus Katalonien ein Paket zur Inspiration schicken. Inhalt: die typische rote Erde und andere ländliche Utensilien vom „Mas Miró“.
Später sagte er selbst dazu: „Mein ganzes Werk wurde in Mont-Roig konzipiert. Es ist die Erde, die Erde, etwas Stärkeres als ich. Es ist die Stärke der Landschaft um Mont-Roig. Mont-Roig ist für mich wie eine Religion.“
Die Wohnräume sind in großen Teilen original erhalten. Kapelle, Salon, Badezimmer oder auch das Gästezimmer mit dem erstaunlich kleinen Bett, in dem Mirós Freund Ernest Hemingway regelmäßig nächtigte - jeder Raum führt die Besucher ein bisschen näher auf die Spuren des universellen Katalanen.
Höhepunkt aber ist das Atelier. An der Wand finden sich noch Vorskizzen zu neuen Werken, der Malerkittel hängt über dem Stuhl, als sei der Künstler, der 1983 auf Mallorca starb, nur kurz für ein Nickerchen in die Laube vor dem Haus gegangen. Im ehemaligen Stall ist ein Informationszentrum eingezogen. Die Mischung aus Originalschauplatz und Museum kommt an: „Wir haben einen sehr großen Zulauf“, freut sich Grazia Barba über das Interesse der Menschen.
Immer wieder zog es Joan Miró in das Landhaus bei Mont-Roig zurück. Die Erde dort gebe ihm Kraft, sagte er.
Die Räumlichkeiten sind in großen Teilen original erhalten.
Was mögen das wohl für Tischgespräche gewesen sein, als Joan Miró und sein Freund Ernste Hemingway in diesem Salon speisten?
Besonders spannende Einblicke bietet das Atelier. Bis ins hohe Alter hat der Künstler hier gearbeitet.
Die Szenerie wirkt, als sei Joan Miró nur kurz hinausgegangen, um ein Nickerchen in seiner geliebten Laube zu halten.
Früher war die Kapelle Sant Ramon de Penyafort ein Orientierungspunkt für die Seefahrer.
Wer noch eine Prise mehr Miró nehmen möchte, begibt sich am besten auf Wanderschaft: Die Einsiedelei Mare de Déu de la Roca steuerte der Maler regelmäßig bei seinen Spaziergängen an.
Auf dem Weg dorthin kommen Wanderer auch an der markanten Kapelle Sant Ramon de Penyafort vorbei, deren Quaderform auf dem Felsvorsprung Miró eindrucksvoll in Gemäldeform verewigte.
Wie auch an anderen Orten rund um das Mas Miró, an denen die Bilder für die Ewigkeit entstanden, setzen Rahmen mit Erläuterungen die realen Motive in Szene und vermitteln Kunstfreunden einen Einblick in die Perspektive des Künstlers.
Die Rahmen markieren die Punkte: An diesem Standort muss der Künstler seine Staffelei aufgebaut haben.
An guten Tagen - so heißt es - sollen Besucher von der Einsiedelei aus bis nach Mallorca schauen können.
Die Einsiedelei Mare de Déu de la Roca ist eine Landmarke, die den Maler magisch anzog.
Auch diese Katze scheint den Ausblick und die Ruhe des Ortes zu genießen. Miró soll fast täglich hergekommen sein.
Im Gegenteil: „Wir sind stolz darauf, wie sehr Miró mit diesem Ort emotional verbunden war und dies in seinen Werken zum Ausdruck gebracht hat“, unterstreicht Grazia Barba.
Der überwältigende Rundumblick vermittelt ein Gefühl für die Landschaft, die Miró so sehr liebte.
10 Comments
Was für eine schöne Entdeckerstory! Mira mag ich ja total gern – und rote Erde auch. Wenn es mal wieder Richtung Spanien geht, dann setze ich sein Haus der Inspiration mit auf die Reiseliste.
Liebe Grüße
Angela
Liebe Angela,
das ist toll dort! Die ganze Costa Daurada ist wunderschön. Das geschichtsträchtige Tarragona, das naturbelassene Ebro-Delta, die tollen Strände – auch mit Kind immer eine Empfehlung wert!
Liebe Grüße zurück!
Ines-Bianca
Liebe Ines-Bianca,
da werden Erinnerungen wach! Wir waren vor Jahren mal in der Gegend und haben so einiges Geschichtsträchtiges angeschaut. Leider waren wir nicht auf dem Landsitz von Miró, schade, weil das hätte mich schon interessiert. Na, vielleicht beim nächsten Mal;-)
Liebe Grüße
Alex
Liebe Alex,
oooohhhh, das musst Du Dir merken! Das gefällt Dir bestimmt dort! Allerdings gibt es das Museum auch erst seit April 2018 – Du hast nichts verpasst … 😉
Ganz liebe Grüße!
Ines-Bianca
Hallo Ines-Bianca,
das Museum kenne ich auch noch nicht, dabei stelle ich mir das super interessant vor. Danke für die schönen Fotos, die unterstreichen den Text super. Das merke ich mir vor, wenn ich das nächste Mal in der Gegend bin.
Als Buchhalter wäre ich auch krank geworden. 😉
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
auch bei Dir bin ich mir sicher, dass das was für Dich ist. Gern in Verbindung mit einer Wanderung entlang seiner beliebtesten Motive?
Einen tollen Abend Dir!
Ines-Bianca
Liebe Ines-Bianca,
wir lieben ja eure Geschichten! Wieder eine ganz spannende Entdeckerstory, von der wir vorher noch nicht gehört hatten. Gut, wenn man seiner Leidenschaft folgt 🙂
Liebe Grüße
Ines und Thomas
Ihr lieben Weltenbummler,
vielen Dank!
Ja, Ihr habt total Recht! Die Welt ist voller Beispiele dafür, dass man das machen muss, wofür das Herz schlägt …
In diesem Sinne: Auf unsere Reisen! 😉
Kommt gut in den Tag!
Ines-Bianca
Sowohl die Landschaften als auch Interior-Bilder sind fantastisch! Danke für diesen tollen Bericht!
Liebe Katharina,
das ist ja ein tolles Kompliment – ein herzliches Dankeschön dafür!
Man kann seine Leidenschaft für die Kunst wirklich ganz anders verstehen, wenn man dort war!
Ganz liebe Grüße Dir!
Ines-Bianca