Jetzt heißt es Ruhe bewahren. Denn schließlich habe ich gerade gelernt, dass Ameisen ziemlich tolle Tierchen sind. Wenn die Welt so gut organisiert wäre wie ein Ameisenvolk, hätten wir Menschen wahrscheinlich viel weniger Probleme.
Wo bin ich überhaupt? Im Sauerland! Mit dem Umweltpädagogen Tobias Babusch vom Landschafts-Informations-Zentrum (LIZ) Möhnesee sind wir in den Wald gegangen, um uns auf die Spuren der Roten Waldameisen zu begeben. Lange müssen wir nicht suchen, da stoßen wir schon auf zwei mächtige Ameisenhaufen. Die eifrigen Tierchen siedeln sich besonders gern unter Nadelbäumen an, weil die Tannennadeln prima Baumaterial für das Nest sind.
Nadelwälder lieben Ameisen besonders, denn dort gibt es jede Menge Baumaterial für ihre Nester.
Man muss schon genau hinschauen. Wir haben die Krabbeltiere erst entdeckt, als wir sie schon im Hosenbein hatten!
Bis es halt in meinem Hosenbein kribbelt. Also genauer hingeschaut. Oh, da ist aber was los! Von links wandert ein Blatt heran. Ich gehe in die Knie und stelle fest, dass zwei Ameisen es gemeinsam tragen. Und was ist da rechts los? Da kämpfen gleich mehrere Ameisen gegen einen Eindringling. Ein Käfer hat sich zu weit an ihren Bau herangewagt. Fast tut er mir leid. Aber vielleicht kommt er am Ende ja doch noch davon?!?
Tobias Babusch bringt Ordnung ins Getümmel. Er erklärt uns den Ameisenstaat: „Bei den Großen Roten Waldameisen gibt es nur eine Königin – und von der hängt alles ab“, schildert er. Sie baut das Nest, in dem eine halbe Million Ameisen lebt. Die Männchen haben außer der Fortpflanzung keine Aufgabe und leben auch immer nur für einen kurzen Zeitraum. Alles, was anfällt, erledigen die Arbeiterinnen.
Wie ist ein Ameisenhaufen aufgebaut? Tobias Babusch hat Anschauungsmaterial dabei.
Wir Kinder bekommen anschließend einen Aufgabenzettel und werden zu Ameisen-Forschern.
Ameisensäure hilft bei Schnupfen! Einfach ein Taschentuch auf den Haufen werfen und schnuppern.
„Es sind insgesamt 18“, zählt Babusch auf. „Zehn im Innendienst und acht im Außendienst.“ Weckerinnen, Brutpflegerinnen, Nestreinigerinnen, Wächterinnen, Jägerinnen, Sammlerinnen, Straßenbauerinnen, Nestmaterialbeschafferinnen – wir staunen darüber, wie durchgeplant die Welt der Ameisen ist. Sie halten sich sogar Haustiere, und zwar Blattläuse! Sie züchten die Läuse in Kolonien und melken sie regelmäßig. Abgesehen davon können Ameisen-Weibchen ihren Job nach Bedarf wechseln. Ganz schön vielseitig!
Grad wandert wieder ein Blatt an uns vorbei. Wir staunen. „Ameisen können das 20-fache ihres Körpergewichtes tragen“, weiß der Naturexperte. Hm, da muss ich mal rechnen. Mit meinen knapp 40 Kilo wären das dann ja 800 Kilogramm, so viel, wie ein ausgewachsenes Pferd! Pippi Langstrumpf hat Ameisenkräfte!
Auf dem weißen Taschentuch sieht man plötzlich sehr genau, wie wimmelig es eigentlich ist rund um den Ameisenhaufen.
Oh weia, dieser Käfer hat sich zu nahe an den Ameisenhaufen herangewagt! Ob er sich retten kann?
„Was ist denn nun eigentlich so nützlich an denen?“, fragt die Entdecker-Mama den Experten. „Ameisen sind Wald-Aufräumer!“, schildert Tobias Babusch. Sie durchlüften den Boden, verteilen Samen und verwerten Abfälle und Aas. „So tragen sie einen wertvollen Beitrag dazu bei, den Wald gesund zu halten.“
Dann nämlich, wenn ihre natürlichen Feinde vorbeischauen. Die lernen wir an diesem Tag ebenfalls kennen – wenn auch nur in ausgestopfter Form: Bei Dachs, Igel und Maulwurf hat selbst das bestorganisierte Ameisenvolk keine Chance.
So stark Ameisen im Verhältnis zu ihrer Körpergröße auch sein mögen: Gegen ihre natürlichen Feinde wie Maulwurf, Igel oder Dachs haben sie dann doch keine Chance.
12 Comments
Ach cool! Wir sind ja spätestens seit unserem Mittelamerika-Trip absolute Ameisen-Fans. die Blattschneiderameisen dort sind um einiges größer als unsere größten europäischen Ameisen. Denen haben wir bei unseren Urwaldwanderungen ganz oft und lang zugesehen. Es wäre toll gewesen, wenn uns jemand erklärt hätte, was die mit den Blättern machen. Das habe ich nachher selbst im Internet herausgesucht: Die züchten Pilze, ist das nicht abgefahren?!
Liebe Grüße
Angela
Liebe Angela,
die Ameisen sind wirklich unglaublich gut organisiert! Unsere hier züchten ja Blattläuse. Ich kann mir das kaum vorstellen! Und sie überfallen andere Ameisen-Völker und versklaven sie … Ein bisschen gruselig ist das alles schon. Wie gut, dass sie doch ziemlich klein sind …
Bei solchen Führungen lernt man viel mehr als aus Büchern!
Ganz liebe Grüße!
CJ
Coole Sache, kann man solche Führungen wohl auch woanders buchen? Das fänden meine Kids bestimmt auch spannend. Ich wusste das natürlich alles schon, und zwar aus dem Kinderbuch „Ferdinand, die Ameise“, das war in der DDR ein Bestseller ?
Liebe Grüße
Jenny
Liebe Jenny,
so ein Buch hatte ich bislang noch nicht! Das klingt lustig! 🙂
Im Sauerland ist das ein Verein, der das organisiert. De haben sogar ein richtiges kleines Naturkundemuseum dabei. Und halt jede Menge Führungen zu allen möglichen Themen rund um Wald und Möhnesee. Zum Beispiel zu Libellen – finde ich auch spannend!
Irgendwas in dieser Richtung gibt es bei Euch bestimmt auch?
Liebe Grüße!
CJ
Ich habe mir über Ameisen noch nie große Gedanken gemacht, außer einmal als wir in Schweden unser Zelt in der Dämmerung aufgebaut haben, mitten auf einen Ameisenhügel. An Schlaf war nicht zu denken.
Solche Führungen finde ich spannend, das ist für die Kinder schon etwas anderes, wenn Sie die Natur zum „Anfassen“ erleben. 🙂
Liebe Grüße, Ines
Liebe Ines,
die sind ja auch so klein, dass man sie oft übersieht! (Wenn man nicht gerade drauf zeltet …) 😉 Ich habe sehr viel gelernt an diesem Tag! Viel mehr als nur aus Büchern!
Ganz liebe Grüße zurück!
CJ
Superspannend! Mit Ameisen konnten sich meine Jungs bei jedem Waldspaziergang ewig beschäftigen. Wenn ein Experte dabei ist, der so viel Wissenswertes erzählt, wären sie auch jetzt im Teeny-Alter bestimmt noch Feuer und Flamme.
Liebe Lena!
Das war echt toll. Auch das Quiz hat Spaß gemacht. Da hat man doch noch einmal mehr auf Kleinigkeiten geachtet … man konnte richtig die Wächterinnen an den Eingängen ausmachen. Und der Kampf gegen den Käfer war zwar gruselig, aber auch faszinierend … Auf jeden Fall versteht man die Natur so viel besser!
Liebe Grüße!
CJ
Ja, Ameisen sind sehr spannend und beeindruckend. Manchmal beobachte ich die auch echt gerne. Was einem da alles auffällt bei genauem hinschauen ist genial! Wenn dir ein Experte noch was dazu zu erzählt, dann ist das natürlich noch interessanter, weil man noch mehr erfährt.
Cooler Beitrag!
Liebe Mel,
wir machen eigentlich ständig solche Führungen und Aktionen. Auch meinen Eltern macht das viel Spaß. Ob in der Natur oder im Museum: Bei einer Führung bekommt man doch besser mit, auf was man eigentlich achten muss. Früher bin ich an Ameisenhaufen einfach vorbeigelaufen, jetzt sehe ich die mit ganz anderen Augen. Hoffentlich kommt das Thema bald in Bio dran! 😉
Liebe Grüße!
CJ
Vielen Dank für diese wunderbare Dokumentation unseres kleinen Ausflugs in die Ameisenwelt.
Mir bereitet es immer wieder sehr viel Freude, interessierten Menschen die Wunder der Natur näher bringen zu können. Anscheinend ist das auch diesmal ganz gut gelungen. 🙂
Immer wieder gerne…
Beste Grüße, Tobias Babusch.
Lieber Herr Babusch,
ich fand den Ausflug wirklich total interessant! Mir war das vorher gar nicht klar, was Ameisen als Volk alles leisten! Wir machen gern mal wieder mit bei LIZ-Aktionen!
LG!
CJ