Und es wird sogar noch ein bisschen schöner: Als die Tasche endlich verstaut und der Sicherheitsbügel geschlossen ist, fährt die Hydraulik-Konstruktion in die Höhe und setzt sich in Bewegung. Die Schaukel kommt in Fahrt, und dann ist ganz plötzlich der Punkt erreicht, als sie über die Kante des Hochhauses hinausschwingt: "Over the Edge!"
Von der Aussichtsplattform in 100 Metern Höhe aus bietet sich den Besuchern ein 360-Grad-Panorama-Blick über Amsterdam.
Es ist sonnig an diesem Donnerstag in Amsterdam. Vor dem Hauptbahnhof Centraal das gewohnte Gewimmel. Straßenbahnen rumpeln vorbei, Menschen wuseln durcheinander, es riecht nach Schmalzgebäck. Weil ich noch ein bisschen Zeit habe, bis der Rest der Gruppe eintrudelt, schaue ich mich ein wenig um. Es ist schon wieder ein paar Jahre her, seit ich zum letzten Mal in der niederländischen Metropole war.
Damals sind wir mit der Fähre nach Amsterdam Noord gefahren. Kostenlos. Gibt es das immer noch? Ich gehe durch die Unterführung und sehe die Fähre zum Buiksloterweg an der Rückseite des Bahnhofs gerade ablegen. Und noch etwas entdecke ich: Auf dem ehemaligen Shell-Tower hat sich in den vergangenen Jahren etwas getan. Dort oben sind jede Menge Menschen - und eben auch zwei Schaukeln an der Kante der Aussichtsplattform!
Seit 2016 ist die Plattform unter dem Namen „A’DAM LOOKOUT“ für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie bietet einen 360-Grad-Blick auf Amsterdam und Umgebung. Die Attraktion des 22-stöckigen Turms ist aber die Schaukelkonstruktion „Over The Edge“.
Wer mich kennt, weiß, dass ich Höhenflügen nie widerstehen kann. Und mit meiner Überzeugungskraft gelingt es mir schnell, unter meinen Mitreisenden Mitstreiter zu finden, die die Attraktion ebenfalls noch nicht kennen und sich mit mir auf den Weg in den Amsterdamer Herbsthimmel machen.
Die noch schnell online gebuchten Tickets führen uns direkt an der Kasse vorbei, eine Treppe empor zum Foto-Point. Das Ergebnis soll an die berühmte Schwarz-Weiß-Fotografie „Lunch atop a Skyscraper“ erinnern - nur bin ICH diesmal die Akteurin auf dem Stahlträger. Nicht einmal den kleinen Entdecker konnte ich damit hinters Licht führen … aber gut, den Spaß war es trotzdem wert! Das Foto an sich und die Online-Version sind immerhin kostenlos. Für einen regulären Ausdruck werden allerdings 12,50 Euro fällig
Auf dem ehemaligen Shell-Tower hat inzwischen die Aussichtsplattform "A'DAM LOOKOUT" mit der Schaukelkonstruktion "Over the Edge" Einzug gehalten.
Tapfer und unerschrocken habe ich mich für die Entdecker-Fans auf das Stahlgerüst hoch über den Dächern der Stadt gewagt. Nur meine Lunch-Box habe ich leider vergessen ...
Erwachsene zahlen derzeit (Stand Oktober 2018) regulär 13,50 Euro pro Ticket, Kinder von vier bis zwölf Jahren 7,50 Euro. Nur für den „Aufstieg“. Immerhin versüßt eine Light-Show den Insassen die 22 Sekunden lange Fahrt im Aufzug.
Und eins müssen selbst Skeptiker zugeben: Oben angekommen ist die Aussicht von der Plattform tatsächlich atemberaubend! Auch Gastronomie ist vorhanden. Bei gutem Wetter gibt es das Gläschen Weißwein draußen an der Rooftop Bar im Becher - bei schlechter Witterung geht es halt ins Panorama Restaurant. Wer mag, kann sich vorher noch an interaktiven Ausstellungstafeln über die Geschichte der Grachtenstadt informieren, die den Titel UNESCO-Weltkulturerbe zu Recht trägt.
Ein rotes Friesenpferd ist ein unwiderstehlicher Anziehungspunkt!
Wer kann diesem Sonnenuntergang schon widerstehen?
Auch die kosten noch einmal extra - ein Ticket fünf Euro. Meine Meinung dazu: Wer schon einmal oben ist und keine allzu große Höhenangst hat, sollte das kleine Abenteuer wagen.
Europas höchste Schaukel? Ich denke in diesem Moment einfach mal nicht darüber nach, ob irgendwo in den Alpen noch eine höhere Konstruktion hängen mag. Die Fahrt dauert insgesamt nur drei Minuten, die wollen genutzt sein.
Spektakulär: Hoch hinaus geht es auf den Hydraulikschaukeln.
Bei Touristen-Attraktionen einmal rund um die Welt stellt sich immer die Frage: Lohnt sich das?
Wie lässt sich diese Frage korrekt beantworten? „London Eye“, Empire State Building, Petersdom: An all’ diesen Plätzen sind die Warteschlangen zumeist lang - und der Eintritt oft überteuert.
Manchmal hat der ausgefuchste Weltenbummler Gelegenheit, schon im Vorhinein Tickets für Zeitfenster online zu ordern. Spontane Romantiker, die es für den Sonnenuntergang auf den Eiffelturm zieht, schauen heutzutage fast todsicher in die Röhre.
Lohnt sich der Aufwand wirklich? Vom reinen Preis-Leistungs-Verhältnis her wahrscheinlich in den wenigsten Fällen. Viel Geld für eine Aussicht, die man sich mit Selfies machenden Menschenmassen teilen muss: Da winken viele ab.
Andererseits ist es auch nicht Jedermanns Ding, den Blick vom Empire State Building gegen einen atmosphärisch wertvollen Spaziergang in einem bislang noch touristisch unerschlossenen Vorort New Yorks einzutauschen. Der „Geheimtipp“ mag ja seine Reize haben - aber dafür komplett auf die Bucketlist-Highlights verzichten?
Wir versuchen, als Familie immer beides möglich zu machen. Allerdings müssen wir zugeben, dass wir auch eine recht entspannte Einstellung zum Reise-Budget haben: Bei den überschaubaren gemeinsamen Urlaubstagen, die wir zu dritt aus unserem Alltag herausschälen können, handhaben wir die Sache mit den Extras unterwegs recht großzügig ...
2 Comments
Da will ich auch hin Ines!
Danke für diese schönen „Blicke“ auf und von Amsterdam!
Shille
Liebe Silke! Vielen Dank für Dein Feedback. Dann sollten wir da doch gemeinsam hin!:-) Guten Start in die Woche!