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Lichtkunst in Unna: Bibelworte statt Bier

Europa 1925: Snobs auf Reisen
1. Mai 2018
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Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna: Was versteckt sich hinter diesem Namen? Die langweilige Version lautet: ein Museum mit Industriekultur-Charme – und eben Lichtkunst. Doch nach unserem Besuch haben wir einen anderen Eindruck. Wir haben in den Kellergewölben der ehemaligen Lindenbrauer ein museales Wunderland mit überwältigenden Installationen erlebt!

 

„Es werde Licht(-Kunst)!“

Lichtkunst! Schon das erste Kunstwerk gibt das Motto vor: Kaum tauche ich ein in Joseph Kosuths „Signatur des Wortes“, die den Steg im Zickzack in den Untergrund begleitet, steht es unübersehbar im Raum, das Bibelzitat: „Es werde Licht!“. Auch wenn die Worte andere sind und in diesem Fall aus der Feder Heinrich Heines stammen ...

 
 
„Der Gedanke will Tat, das Wort will Fleisch werden. Und wunderbar! der Mensch, wie der Gott der Bibel, braucht nur seine Gedanken auszusprechen, und es gestaltet sich die Welt, es wird Licht oder es wird Finsternis, die Wasser sondern sich vom Festland, oder gar wilde Bestien kommen zum Vorschein. Die Welt ist die Signatur des Wortes.“

Heinrich Heine

 

Lichtkunst zwischen Neon, Laser und Stroboskop


Früher wurde hier Bier gebraut. Jetzt ist die ehemalige Lindenbrauerei mit ihrem Labyrinth einzigartiger, geheimnisvoller Kellergewölbe tief unter der Erde Ankerpunkt der Route der Industriekultur. Entstanden ist hier das Zentrum für Internationale Lichtkunst - im wahrsten Sinne des Worte ein „Highlight“ für Unna.

Seit 2001 verkündet Mario Merz´ leuchtende Fibonacci-Reihe am 52 Meter hohen Schornstein, dass die Besucher hier ein ganz besonderes Beispiel zeitgenössischer Kunstformen erwartet. Auf insgesamt 2600 Quadratmetern Fläche präsentiert das Museum spektakuläre Lichtinstallationen in Dauer- und Wechselausstellungen. Damit ist es das erste und einzige Museum seiner Art weltweit.

Vergangenheit und Zukunft im Dialog

Neben Mario Merz und Joseph Kosuth sind hier auch Mischa Kuball, Rebecca Horn, Christina Kubisch, Keith Sonnier, Jan van Munster, François Morellet, Christian Boltanski, Brigitte Kowanz und Olafur Eliasson vertreten. „Dabei stiftet die Begegnung zwischen avantgardistischer Lichtkunst und historischer Bausubstanz eine unverwechselbare Atmosphäre und inszeniert einen spannungsvollen Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft“, sind die Macher überzeugt.

Für die Besucher bringt das spektakuläre Erlebnisse für den Sehsinn mit sich: Stroboskop-Lichter begleiten sie auf dem Weg durch Eliassons Wasserfall-Installation, bei Reusses Laser-Installation warten sie auf den erlösenden Kuss, und bei Boltanskis „Totentanz“ lehnen sie sich neugierig über das Geländer, um einen Blick auf Lichtquelle und Scherenschnitte zu erhaschen.

Christian Boltsanski nähert sich dem Thema Leben und Sterben in seinem "Totentanz" mit Hilfe von marionettenhaften Scherenschnittfiguren an.

Manche Kunstwerke sind „begehbar“, so wie hier im Rahmen der Sonderausstellung „¡BRIGHT!“. So wird der Besucher selbst zu einem Teil des Lichtobjekts.

Erleuchtende Lichtkunst

 

Lohnt sich ein Besuch im „Zentrum für Internationale Lichtkunst – Centre for International Light Art“? Wir finden: „JA!“ Allein schon wegen der spektakulären Umnutzung einer Location, die sonst dem Niedergang geweiht gewesen wäre. Am Ende sind wir ganz einer Meinung mit dem Online-Auftritt der „Zeit“. In deren Museumsführer heißt es nämlich:

„Der Weg hinab ins Dunkel und hinauf ins Licht dauert nur eine Stunde – schneller als in Unna ist Erleuchtung kaum zu haben.“


Entdecker-Info

Das Zentrum für Internationale Lichtkunst kann fast ausschließlich im Rahmen von öffentlichen Führungen besucht werden; lediglich jeden ersten Sonntag im Monat ist von 12 bis 17 Uhr eine freie Begehung möglich.
Kleine Schätze in Bewegung: Die kinetischen Kunstwerke im „arthouse:nowordworski“ faszinieren durch ihre Details.

Entdecker-Tipp

Wer schon einmal in Unna ist, sollte sich zwei weitere Hotspots in Sachen Kunst und Kultur nicht entgehen lassen:

Der eine ist das denkmalgeschützte Buhre-Haus von 1725, das Stadtheimatpfleger und Gästeführer Wolfgang „Patze“ Patzkowsky zur Museumskneipe umgestaltet hat. Jeden ersten Sonntag im Monat lädt er hier von 14 bis 17 Uhr am Museums-Kneipentresen zum launigen Pläuschken über das Unna von einst ein.

Auf dem Weg dorthin kommen die Besucher am zweitältesten Fachwerkhaus Unnas (1581) vorbei: Hier präsentiert das „arthaus:nowodworski“ Projektkunst und Kinetic Art, die den Betrachter nicht nur auf intellektueller, sondern auch emotionaler Ebene anspricht.

Entdecker-§§§

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2 Comments

  1. Natascha Benning sagt:

    Liest sich toll, der Bericht vom Museum Lichtkunst Unna. Bin sehr neugierig geworden. Muss da auch mal unbedingt hin. Super schön geschrieben und tolle Fotos.

    • Ines-Bianca sagt:

      Ein herzliches Dankeschön! Wir waren wirklich begeistert von der Art und Weise, wie diese Location zu einem außergewöhnlichen Zuhause für Kunst umgewandelt worden ist. Das ist spektakulär!

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