Ein Wanderzirkus geht in die Luft
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1. Mai 2018Naaaaaa, hat da der eine oder andere etwas skeptisch geschaut beim Beitragsbild mit Skorpion?
Keine Sorge, wer die chinesische Provinz Shandong besucht, braucht keine allzu große Angst zu haben vor dem, was da auf dem Teller landet. Die nahezu 3000 Jahre alte Lu-Küche, so ihr Beiname, ist nicht ohne Grund eine der beliebtesten Küchen Chinas. Was sie besonders bekannt gemacht hat: Lange Zeit war sie die Küche des Kaiserhofes – und wer möchte nicht gern wie der Herrscher des Landes schlemmen?!?
Wie die Spezialitäten jeder Region, so sind auch die der Shandong-Küche stark von der geografischen Lage geprägt. Die Provinz liegt im Einzugsgebiet des Gelben Meeres und des Gelben Flusses, deshalb sind alle Arten von Fischen, Muscheln und Krustentieren hier vertreten. Bei einem ausgiebigen Abendessen stehen früher oder später garantiert Schalen mit Krebsen und Garnelen auf dem Tisch.
Wie wäre es mit Tintenfisch vom Grill?
Wer es unkomplizierter mag, holt sich an der Strandpromenade von Qingdao im Schatten der Olympischen Fackel, die an die Segelwettbewerbe in dieser Bucht im Rahmen der Olympischen Spiele 2008 erinnert, frisch gegrillten Tintenfisch. Weitere Highlights aus den Tiefen des Meeres bietet der Markt um die Ecke. Hier finden sich dann auch die Leckerbissen, die dem europäischen Gaumen (und den Augen) weniger Freude machen: Heuschrecken zum Beispiel, die sich noch am Holzstab winden. Oder Seegurken, die bis zu 900 Euro pro Kilo kosten können. Die Chinesen an den Imbiss-Tischen winken fröhlich mit ihrem Getier am Spieß – wir halten uns schon für mutig, wenn wir uns an den Hühnermagen trauen.
Tatsächlich aber schmeckt der hervorragend!
Eine besondere Delikatesse ist der Tang Cu Li Yu. Der Flusskarpfen stammt aus dem Gelben Fluss und wird süß-sauer zubereitet. Zwar ist die Shandong-Küche insgesamt etwas milder als die anderer Provinzen – auch hier kann die Sauce aber schon einmal etwas schärfer sein. Zwiebeln und Knoblauch geben zumindest immer eine deftige Grundwürze.
Da das Hinterland der Provinz stark landwirtschaftlich geprägt ist, darf frisches Gemüse nicht fehlen.
So kommen auch Vegetarier auf ihre Kosten. Pak Choi, Auberginen, Kartoffeln, Pilze: Es ist immer bunt im Wok. Der so typische Reis tritt hier oft in den Hintergrund. Als Sättigungsbeilage gibt es statt dessen Gerichte aus Getreide. Die Hefeknödel zum Beispiel, die manchmal süß, manchmal auch pikant gefüllt sind.
Das Frühstück ist – wie gängig in China – ebenfalls herzhaft. Die Suppe sorgt schon am Morgen eines warmen Tages für ein Plus an Flüssigkeit. Wer verkatert am Hotel-Buffet auftaucht, braucht aber mitunter auch starke Nerven, wenn er auf eine Schale mit Seidenraupen oder Heuschrecken trifft.
Ein paar Klischees stimmen halt doch!
1903 nahm die Brauerei im damaligen Tsingtau als Germania-Brauerei ihren Betrieb auf. Gebraut wurde selbstverständlich nach dem deutschen Reinheitsgebot. Für das Ergebnis gab es im fernen München sogar eine Auszeichnung - und die müssen es ja wissen!
Hühnerkopf trifft Hirseschnaps
Und was wird getrunken in Shandong? Hier kommt die deutsche Vergangenheit zum Vorschein. Die Preußen hatten nämlich zu Kaisers Zeiten die Hafenstadt Qingdao – damals noch Tsingtau – als Stützpunkt im fernen Osten ausgehandelt und waren hier maßgeblich beteiligt an der Gründung der Tsingtao-Brauerei. Zwar wird das Bier, das inzwischen als Exportschlager in die ganze Welt geht, nicht mehr nach dem originalen deutschen Reinheitsgebot gebraut – schmecken tut es aber trotzdem. Für die Freunde nichtalkoholischer Getränke gibt es natürlich immer noch alternativ ein Tässchen Tee aus den nördlichsten Plantagen Chinas.
Manchmal darf es dann aber doch etwas Hochprozentiges sein. Wenn man zum Beispiel einen Hühnerkopf mit den Essstäbchen aus dem Topf fischt ... So ganz sicher sein kann man sich in China eben nie vor kulinarischen Überraschungen ... Darauf einen Hirseschnaps!
Entdecker-Tipp
Entdecker-Info
Kein Hundefleisch auf meinem Teller!
Einem Klischee muss ich an dieser Stelle doch noch einmal deutlich begegnen, weil jeder, der mitbekommen hat, dass ich nach China reise, mindestens einen schlechten Scherz darüber parat hatte: Ja, in einigen Teilen Chinas steht tatsächlich noch immer Hundefleisch auf der Speisekarte. Aber Fakt ist auch:
Die Zahl der Gegner ist rapide gestiegen im Reich der Mitte.
In der westlichen Welt haben vor allem die Bilder aus Yulin in der südwestlichen Provinz Guangxi die öffentliche Meinung geprägt: Rund 10.000 Hunde werden dort jährlich beim „Lycheefrüchte- und Hundefleisch-Festival“ geschlachtet und verzehrt. Bis ihr Schicksal besiegelt ist, müssen sie in engen Käfigen ausharren; oft waren sie zuvor schlicht und einfach am falschen Ort und sind Diebesbanden in die Hände gefallen.
So gibt es also gleich mehrere Gründe, warum das erst 2009 aus der Taufe gehobene Festival inzwischen die Tierschützer auf den Plan ruft. Was für die einen das „Bewahren alter Traditionen“ ist, bedeutet für die anderen schlichtweg Barbarei und obendrein Nährboden für kriminelle Machenschaften.
Laut Umfragen sind 65 Prozent der Chinesen zwischen 16 und 50 Jahren für ein Verbot des Festivals.
Das hat noch einen weiteren Grund: Geprägt von der Ein-Kind-Politik haben viele Kleinfamilien Haustiere für sich entdeckt. Das Geschäft mit Miezekatze und Schoßhündchen boomt – und wer „Bello“ und „Pluto“ nach Strich und Faden verwöhnt, hat garantiert keine Lust mehr auf Hundefleisch! Das Phänomen kennen unsere vielen Reiter hier im Münsterland ganz gut: Ein Landgasthof, der Sauerbraten aus Pferdefleisch anböte, hätte wenig Überlebenschancen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe in China viele interessante Dinge auf meinem Teller gefunden – aber keinen Hund.
Und das ist auch ganz gut so …
12 Comments
Hallo Ines-Bianca :-),
Glückwunsch zum wirklich gelungenem Start von Entdeckerstorys.de!!
Viele Grüße aus Münster
Wolfgang
Vielen lieben Dank für die Vorschusslorbeeren!
Auf viele bunte und spannende Entdeckerstorys!
🙂
Ist das spannend hier!
Germania Brauerei in China? Witzig.
Hatten wir in Münster ja auch mal.Das gute,alte Germania Edelpils wird heute noch arg vermisst.Noch witziger finde ich, was auf dem Gelände entstanden ist. Der Germania Campus mit seinen vielen Gastroangeboten. Da gibt es sogar Insekten zu futtern. Hab‘ ich ausprobiert.Ganz mutig…Aber nochmal muss ich die nun wirklich nicht haben. Deine Stories sind interessant.Bitte unbedingt weitermachen! ?❤
Vielen Dank für die Blumen! 🙂 Ja, die guten alten Zeiten! Als ich 1992 nach Münster gekommen bin, ist man abends noch zum „Abhotten“ (jaja, so hieß das damals!) ins „Jovel“ gegangen! Und dann gab es da plötzlich Therme (für die wir immer noch irgendwo einen nie mehr eingelösten Gutschein rumfliegen haben müssten). Und dann ein Ex-Bad. Hm. Ich schwöre übrigens aufs „i galletti“! Insekten brauche ich auch nicht! Da können die mir noch so viel erzählen von wegen Protein und Nuss-Geschmack – man merkt einfach doch, dass man auf einem Käfer herumkaut!!!
Chapeau!
Macht einfach Lust aufs Entdecken:
Inspiriert und voller Vorfreude auf China –
ein rundum gelungener Blog!
Genau so ist es gedacht! 🙂 Vielen Dank! Wir möchten auch wieder nach China! 🙂
Oooh, da bekomme ich wieder Hunger. Ja, für chinesisches Essen muss man manchmal wirklich sehr offen sein. Die chinesische Küche ist unglaublich vielfältig und mancherlei Dinge bekommt man nur an ganz bestimmten Orten. Viele Sachen habe ich selbst auch noch nicht probiert, wie z.B. Insekten. Das Aussehen ist hier irgendwie schon eine Hemmschwelle für mich ^^“
Das sehe ich ganz genauso mit den Insekten! Der Geschmack ist wirklich in Ordnung – aber mein Kopf mag sie einfach nicht essen!:-) Ansonsten aber habe ich die chinesische Küche, die ich dort erlebt habe, geliebt! Kein Vergleich zu dem eingedeutschten Kram, den man hier in China-Restaurants bekommt!
Super! Kriege gleich wieder Fernweh nach China. Mir haben ja die Hühnerfüße gereicht – einen Kopf bräuchte ich nicht auch noch 😉 Tolle Beiträge finde ich hier 🙂 LG Victoria
Ganz lieben Dank Dir! 🙂 Ich hatte schon einen kleinen Kulturschock in China … vor allem auf den Märkten mit den fetten Würmern und den Heuschrecken am Spieß … Trotzdem war es ein unvergessliches Erlebnis … jederzeit wieder! Kommste mit?!? Und hast Du dort gelebt?
Das sieht aber sehr abenteuerlich aus. Ich habe noch nie ein chinesisches Frühstück probiert. Würde es aber gern in China wahrnehmen. Meine Freundin meinte, dass dort alles frittiert wird. Ich liebe frittiertes Essen.
Liebe Emma,
in Shandong habe ich tatsächlich gar nicht so viel Frittiertes gegessen! Eher Gedämpftes. Ich denke, der größte Unterschied zu unseren europäischen Gewohnheiten ist, dass das Frühstück zu großen Teilen herzhaft und warm ist. Gedämpfte Brötchen mit Schweinefleisch-Füllung, Reisnudeln, mal mit oder mal ohne Suppe, jede Menge Gemüse – und eben auch allerlei sehr gewöhnungsbedürftige Kost. In einem Business-Hotel in der Provinz stand ich (wie Du auf einem Foto siehst) morgens unvermittelt vor einer Schale mit Seidenraupen und Gemüse aus dem Wok. Dazu ist alles recht beherzt gewürzt. Leute, die morgens ein Croissant und einen Kaffee brauchen, haben in authentischen Chinesischen Hotels und Garküchen ganz schlechte Karten! 🙂 Ich muss aber sagen, dass ich mich mit Begeisterung auf die gedämpften Brötchen gestürzt habe (da gibt es auch süßere Varianten). Die sind ein bisschen wie unsere Dampfnudeln – nur kleiner und eben sehr vielfältig im Geschmack. Dazu ein aromatischer Tee – und ich war glücklich! Ich bin gespannt, was DU sagst, wenn Du es einmal ausprobierst!!! Ganz liebe Grüße!
Ines-Bianca