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29. Oktober 2019Der Parc Samà zwischen Cambrils und Montbrió in der katalanischen Provinz Tarragona hat Besucher gesehen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können:
Da waren zum Beispiel der spanische König Alfonso XIII und Königin Victoria Eugenia, die Anfang des vergangenen Jahrhunderts zwischen Olivenbäumen und Sumpfzypressen flanierten und sich die Köpfe darüber zerbrachen, wie sie den politischen Unruhen in ihrem Land begegnen könnten.
Da waren später José Carreras und Montserrat Caballé, die vor der Kulisse der exotischen Blumenrabatten und eleganten Zedern Perlen der Opernliteratur schmetterten.
Da war aber auch Ester Llevat, die den Park kennen und lieben lernte, als sie noch ein kleines Mädchen war: „In meiner Kindheit sind wir fast jedes Wochenende hierher gekommen“, erzählt die Katalanin, die heute im Parc Samà angestellt ist. "Das sind wunderschöne Erinnerungen.“
"Un jardí amb memòria" - "Ein Garten mit Erinnerung": Das ist das Motto des geschichtsträchtigen Parc Samà.
Ein Krokodil in Katalonien? Der Auftraggeber des Parks, Salvador Samà i Torrents, hatte das ausgestopfte Tier aus Kuba mitgebracht.
Was hat es auf sich mit diesem Park Samà, der schon so viel erlebt und so viele Menschen begeistert hat?
Seine Geschichte reicht gar nicht so weit zurück: 1881 gab ihn der Markgraf von Marianao, Salvador Samà i Torrents, als Sommerresidenz und Ruhesitz in Auftrag. Nach seiner Rückkehr aus Kuba hatte der adlige Politiker mit dem ausgeprägten Sinn für Ästhetik eine Vision: Er wollte das exotische Kolonialleben, die europäische Gartenromantik und den zu dieser Zeit modernen katalanischen Jugendstil an einem Ort vereinen.
Als Baumeister engagierte er dafür Josep Fontserè i Mestres, der sich bei der Stadterweiterung von Barcelona einen Namen gemacht hatte. So bekannt und geschätzt Fontserè als Baumeister war – in seinem Büro arbeitete jemand, der später noch weitaus berühmter werden sollte: Antoni Gaudí.
Die Handschrift Gaudís
Der junge Architekt, der heute untrennbar mit der Sagrada Família verbunden ist, machte sich unter Leitung Fontserès an die Arbeit. Der Parc Samà war für ihn ein ideales Experimentierfeld. Er schichtete Steine zu begehbaren Türmen auf, schuf Grotten mit Aquarien, Fenstern, die sich zu Sichtachsen öffnen, und rauschende Wasserfälle. Seine Baumaterialien Schmiedeeisen, Keramik, Holz und Glas verschmolz er zu einem einheitlichen Gesamtbild, dem eklektischen Modernismus, für den er noch heute berühmt ist.
„Lange Zeit wurde bezweifelt, dass Gaudí hier wirklich mitgewirkt hat – aber dann tauchte dieses Foto auf, das ihn bei der Arbeit in der Grotte auf der Insel zeigt“, hat Llevat eine Kopie mitgebracht.
Den Rahmen für die künstlichen und dekorativen Elemente Gaudís bildet die Natur im Parc Samà.
Palmen, Eukalyptusbäume und Bananenstauden treffen auf Glyzinien, Bougainvillea und Lavendel. Auch Tiere gehörten zu diesem Ensemble: In Pavillons und Käfigen stellte Salvador Samà i Torrents Fasane, Papageien, Löwen, Affen, Krokodile, einen Panther und sogar einen Bären zur Schau. Hinzu kamen Pfauen, Lamas, Aras, Marabus, Schwalben und Schwäne.
Als Salvador Samà i Coll, Enkel des Gründers, den Park erbte, öffnete er ihn für Touristen. Die strömten herbei zu der Sehenswürdigkeit, von der sie schon viel gehört hatten – und landeten oftmals direkt am Esstisch des neuen Besitzers, der gerne mit ihnen plauderte.
„Im Grunde war der Parc Samà der erste Zoo Kataloniens“, schildert Ester Llevat.
Der Bürgerkrieg bedeutete eine Zäsur für den Park Samà.
Das Antifaschisten-Komitee beschlagnahmte Palast und Gärten und wandelte die Anlage in ein militärisches Ausbildungslager um. Zelte und Baracken verliehen dem Park ein völlig neues Gesicht.
Nachdem die Soldaten abgezogen waren, war die Zeit der prächtigen Landsitze passé. Die Sommerresidenz wurde stärker zu einem ländlichen, bewirtschafteten Anwesen. Es war auch die Zeit, in der Salvador Samà i Coll die klassischen Musikfestivals in den Park holte.
Später sollte es noch eine weitere Veränderung geben: Als Alfonso de Fontcuberta, VII. Markgraf von Marianao, den Park 1981 von seiner Mutter als Geschenk erhielt, intensivierte er die Landwirtschaft und baute parallel dazu den Parc Samà zu einer Art Freizeitpark aus. Noch einmal erlebte das Anwesen so manchen Besucheransturm – bis es aufgrund eines tragischen Todesfalls in der Familie geschlossen wurde und langsam verwilderte.
Die Wiederbelebung des Parc Samà
„2015 haben wir dann angefangen, den Park zu restaurieren“, schildert Llevat. Eine Mammutaufgabe für das Team der Helfer: Die Gebäude waren verfallen, die Wege waren überwuchert, viele Bäume durch Schädlinge zerstört. „Rund 300 Palmen mussten ersetzt werden“, sagt die Katalanin. Doch die Arbeiter legten sich ins Zeug, und Stück für Stück kam die alte Herrlichkeit wieder zum Vorschein. 2017 öffnete der Park zum ersten Mal seit langer Zeit wieder seine Pforten.
Auch Tiere sind wieder eingezogen im Parc Samà: In der größten Voliere Europas leben Papageien, in einem Wildgehege können die Besucher Rehe füttern, abseits des Weges schlagen Pfauen ihr Rad. Vor den Bauwerken mit Gaudís Handschrift lassen frisch vermählte Paare Hochzeitsfotos schießen, und in der ehemaligen Weinkellerei können die Besucher Wermut verkosten.
Es geht voran im Parc Samà – auch wenn noch viel zu tun ist. „Das Lavendelfeld haben wir gerade frisch rekonstruiert“, kann Ester Llevat einen weiteren Punkt auf der Liste abhaken. Und hat bereits das nächste Ziel vor Augen: „Jetzt starten wir mit einem Maislabyrinth!“
Vergnügen schenken - das soll der Parc Samà damals wie heute ...
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6 Comments
Hallo Ines-Bianca,
ich bin noch ganz beeindruckt von den wunderschönen Bildern. Vielen Dank dafür. Und Gaudi hatte ich bisher tatsächlich auch nur mit der Sagrada familia in Verbindung gebracht, vielen Dank, dass du meinen Horizont erweitert hast.
Liebe Grüße Birgitta
Liebe Birgitta,
das freut mich sehr, danke! Es ist wirklich ein wunderschöner Ort!
Das Thema Gaudí wird da auch erst seit einigen Jahren immer präsenter. Erst als ein Foto aufgetaucht ist, das ihn bei den Arbeiten zeigt, gerät das stärker in den Fokus. Ich würde zu gern einmal durch die Jahrhunderte wandeln in dem Park und den Besuchern, Nutzern, Erschaffern über die Schulter schauen. 🙂
Liebe Grüße!
Ines-Bianca
[…] wenn Ihr erfahren wollt, wo Gaudi sein Handwerk gelernt hat, müsst Ihr unbedingt den Artikel von Ines-Bianca auf Entdeckerstorys […]
Es ist wirklich ein ganz besonderer Ort – gerade auch, weil er noch nicht so überlaufen ist! Viel Spaß beim entdecken!
Amazing! I know nothing about traveling all over the country, what a wonderful looking place to explore.
Thank you! It’s definitely worth it!